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TRIGON

30 Jahre Traumzeit

Die heilige Trinität des Kraut-Prog mit Jam-Charakter (bei ihnen heißt das etwas blumiger "HeavyZenJazz") aus Karlsruhe hat wieder zugeschlagen. "Tri", das ist ihre große Zahl. Auf dreißig Jahre Bandgeschichte können sie zurückblicken. Das schaffen heutzutage wahrlich nicht mehr viele Bands. Wobei sich Trigon in ihrem Musiksektor, der angeblich nach wie vor eine Nische ist, in recht guter Gesellschaft befinden. Nischencharakter, Originalität und innovative Qualitätsmusik tragen wohl ein großes Scherflein zur Kultbildung bei. Wie anders soll es sich sonst erklären, dass zahlreiche Recken des Kraut-Psychedelic, der seine Hochzeit in den Siebzigern hatte und auch Trigon in nicht unwesentlichem Maße inspiriert hat, sich seit Jahrzehnten in der Szene behaupten, sie lebendig erhalten. Nicht zuletzt auch mit eigenen Festivals - das "Finki" von Guru Guru und das "German Kultrock Festival" (Peter Pankas Jane).

Tri wie Trio, das sie seit vielen, vielen Jahren sind. Die Brüder Stefan und Rainer Lange sind seit Anbeginn der Welt das Doppelherz, Drummer Tihomir Lozanovski, der es inzwischen ganz schön lange mit den beiden aushält, ist quasi die Medizin, die Gitarre und Bass beisammenhält. Auf von der Musik ablenkenden Gesang haben sie nach mehreren Versuchen klugerweise ganz verzichtet.

Anlässlich des Bandjubiläums haben Trigon mit Traumzeit sich selbst und den treuen Fans ein grandioses, abwechslungsreiches Machwerk geschaffen. Für das Cover ist das Trigon-Logo passend zum Albumtitel in einer Echsentroika stilisiert. Vom opulenten Achteinhalbminüter Moshi Moshi bis hin zum Mini-Outro Skopje ist alles drin. Der Titelsong hat es sich dabei sowohl in Anordnung als auch Songlänge schön in der kuscheligen Mitte bequem gemacht. Trigon waren immer schon Meister der kabarettistischen, unter Umständen auch mal mehrdeutigen, immer jedoch äußert originellen Songbetitelung. Wem sonst würde es einfallen, seine Werke mit Rücklicht zu betiteln, einem Tanga ein Lied zu widmen, einen Holografischen Aderlass vorzunehmen oder die Relikte Der Regenbogenschlange anzubeten. Na gut, außer Guru Guru vielleicht, deren Boss Mani Neumeier über einen ähnlichen Humor und Schalk verfügt. Stilistisch haben sich die drei in bewährter Manier wieder bequem zwischen allen Stühlen eingerichtet. Ist es noch Krautrock oder schon Prog? Psychedelic oder schon Funk? Jazz oder Jam? Nach dem Motto "Rockst du noch nach Plan oder improvisierst du schon?"

Der Zündfunke ist als Einstiegsdroge sehr geschickt platziert. Da weiß der geneigte Hörer gleich, wo es hier langgeht. Das Riker-Manöver ist eine kraftraubende Angelegenheit, das die umgehende Entspannung mittels eines Psychedelic-Jams namens Mysterious Masterplan erfordert. Übrigens der einzige sprachliche "Ausrutscher" ins Englische, was aber durchaus legitim ist, ist der Masterplan doch getragen vom Geiste Pink Floyds. Der Aderlass ist übrigens recht geschickt angelegt. Wie im realen Leben tropft auch das holografische Bassblut langsam und zäh aus den Adern. Während sich Moshi Moshi irgendwie etwas kopflastig durch die acht Minuten zieht, sieht es mit den Relikten Der Regenbogenschlange und der Reise durch die musikalische Urzeit komplett anders aus. Diese acht Minuten rasen dahin wie drei, das orientalische Outro Skopje schmeißt einen tatsächlich raus, ruft aber auch die unmittelbare Trotzreaktion hervor: "So nicht, Jungs, dasselbe nochmal von vorn!"

Maria Ortner - Empire Music März 2019